Aus dem Editorial:
Filmgeschichte wird gerne, wie Geschichte überhaupt, vom Ende her erzählt: Stummfilm aus der Perspektive des Tonfilms als historische Epoche gedeutet, Starsystem und männlich ausgerichteter Blick aus der Perspektive der neuen feministischen Avantgarde als in sich geschlossener monolithischer Block patriarchalischer Kultur. Mit den Beiträgen im vorliegenden Heft stellen wir Interpretationen der Filmgeschichte, bzw. historisch gewordener Genres und Filme vor, die im Spannungsfeld zwischen neuer Theoriebildung und vorfindlichem Material liegen. Aus dieser Spannung heraus werden nicht nur bisher wenig beachtete Einzelaspekte entdeckt oder umgewertet, mitunter wird auch am filmgeschichtlichen Material die Eindimensionalität theoretischer Deutungsmuster aufgebrochen.
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Inhalt
- K.A.: Bei neuestem Licht besehen. Ein Streitgespräch über „Männer“ und „Tarot“ mit Gertrud Koch, Dietrich Kuhlbrodt, Karsten Witte und Heide Schlüpmann
- Annette Brauerhoch: Feminale 1986
- Noll Brinckmann: Sieben Thesen zum Zeichentrickfilm
- Jutta Brückner: Einen historischen Moment im filmischen Raum festhalten. Überlegungen zu meinem Film „Kolossale Liebe“ über Rahel Varnhagen
- Mihal Friedmann: Männlicher Blick und weibliche Reaktion: Veit Harlans „Jud Süß“
- Karola Gramann: Ein gefundenes Fressen
- Miriam Hansen: Rätsel der Mütterlichkeit. Studie zum Wiegenmotiv in D.W. Griffiths „Intolerance“
- Cathy Joritz: „Negative Man“
- Gertrud Koch und Heide Schlüpmann: Vorwort
- Gertrud Koch: Zwischen den Welten von Sternbergs „Der blaue Engel“ (1930)
- Renate Lippert: Nachrichten vom Schmerz. Probleme mit Paul Leducs „Frida“
- Judith Mayne: Der primitive Erzähler
- Heide Schlüpmann: Im Gegensinn der Worte. Le giornate del cinema muto, Pordenone 29. September – 4. Oktober 1986: Die Pioniere des skandinavischen Kino 1896-1918
- Heide Schlüpmann: Paul Leni
- Keiko Yamane: Filmemacherinnen in Japan