67 Migration

Bilder formatieren Migration. Die zahlreichen Dokumentarfilme, Fotografien, Fernsehbeiträge, Videoarbeiten und auch Spielfilme, die gegenwärtig Migration zum Thema machen und inszenieren, bilden nicht einfach eine vorfindliche Realität ab und kommentieren diese, sie speisen sie in unser gesellschaftliches Imaginäres ein. Innerhalb des letzten Jahrzehnts ist Migration im deutschsprachigen Raum (endlich) zu einem bevorzugten Thema in experimentellen, installativen und videokünstlerischen Arbeiten geworden. Zuvor war das Feld – bis auf wenige Ausnahmen, wie Angela Melitopoulos wegweisende Videoarbeit »Passing Drama« (D 1999) – vor allem von Spiel- und Dokumentarfilmen (und Fernsehproduktionen) bestimmt. Nach Jahrzehnten, in denen Migration überhaupt erst mit Hilfe von Spielfilmen als Erzählung zu einem Teil des Geschichtsraumes »Deutschland« werden konnte (einem Land, das sich bis vor Kurzem noch des Neologismus des »Nichteinwanderungslandes« zur Selbstverständigung bedient und Migration daher aus der offiziellen Historiographie ausgeblendet hat) steht heute an, Migration als Weise des Denkens und der Wahrnehmung auch von der Zuspitzung auf die Geschichte der (ost- und west-)deutschen Arbeitsmigration zu lösen. Migration ist damit als Perspektive zu begreifen, die es einzunehmen gilt: nicht als Bild, sondern als Ereignis verstanden.

Inhaltsverzeichnis / Editorial als PDF

Inhalt

  • Nanna Heidenreich: Editorial
  • Eva Hohenberger: Gezählte Menschen, geordnete Bilder Harun Farockis Aufstellung und Jacques Rancières politische Kunst
  • Jana König und Elisabeth Steffen: Conflicted Copy – ein Streifzug durch das Filmprojekt Mauern 2.0. Migrantische und antirassistische Perspektiven auf den Mauerfall. Gestern und heute
  • Maja Figge: Zur visuellen Architektur weißer Angst: Wut als Medium der Kritik
  • Steffen Köhn: Migrantische Medien – Medien der Migration
  • Maya Schweizer: Ohne Titel, 2014 (Bildstrecke)
  • Denkt euch doch selbst was aus! Ein Gespräch zwischen Brigitta Kuster und Angela Melitopoulos über Film und Migration
  • Barbara Wolbert: Deutschländersiedlungen? Ein kulturanthropologischer Kommentar zu Aysun Bademsoys Dokumentarfilm Am Rande der Städte (2006)
  • Nachdenken über das Archiv – Notizen zu Semra Ertan (2013). Von Cana Bilir-Meier
  • Eine Form migriert Aneignung und Übersetzung in Aykan Safoglus Essayfilm Kırık Beyaz Laleler (Off-White Tulips, TR/D 2013). Ein Gespräch zwischen Nanna Heidenreich und Aykan Safoglu
  • »Macht bloß keine Filme über Migranten.« Ein Interview von Toby Ashraf mit Sema Poyraz
  • Cara Snyman & Marie-Hélène Gutberlet: Of Film In/On/And Movement – Vom Film In/Über/Und Bewegung – Vom Film In/Über/Und Bewegung
  • Sabine Schöbel: Ein Vogel und kann fliegen. Nachruf auf Vera Chytilová (1929–2014)
  • Karola Gramann und Heide Schlüpmann: Nachruf auf Rosi S.M. (1950–2015)
  • Heike Klippel und Heide Schlüpmann: Nachruf auf Michel Leiner (7.5.1942–16.3.2014)
  • Ute Aurand: Nachruf auf Maria Lang (11.7.1945–28.9.2014)

Bestellung